Der Tod ist ein Arschloch! Wie es mir trotzdem gelungen ist, mit meiner Mutter über ihre Beerdigung zu reden

Djuke Nickelsen

“Wir müssen über meine Beerdigung reden.” Diese Nachricht ploppte kürzlich auf meinem Handy auf. Sie war von meiner Mutter, gepostet im Familien-Chat. Ich und meine vier Schwestern haben uns nicht darum geprügelt, wer diese Aufgabe übernimmt, da bin ich ganz ehrlich. Dass Eltern irgendwann sterben, ist klar. Aber dieser Wahrheit ganz fest in die Augen zu blicken, ist eine ganz andere Kiste.

In unserem schwesterlichen Videocall dazu war erstmal großes Schweigen. Wer macht’s? Die älteste? Die Ärztin, die so oft mit sterbenden Menschen spricht? Jemand anderes?

Ja. Ich.

Ich musste mich zwar überwinden, habe mich aber ganz bewusst dafür entschieden, meiner Mutter diesen Wunsch zu erfüllen. Denn mir war klar, dass dieses Gespräch über ihre Beerdigung nicht nur für sie, sondern auch für mich wichtig ist.

Ein bisschen Angst hatte ich schon. Deshalb habe ich das gemacht, worin ich richtig gut bin und was mir immer Sicherheit gibt: Ich habe geplant. Für viele Dinge war diese Vorbereitung nützlich, für anderes nicht.

Ich habe meine Erfahrungen aus diesem Gespräch aufgeschrieben und im ifapp-Blog veröffentlicht. ifapp, das steht für Institut für angewandte positive Psychologie. Es ist meine Heimat als Coach und Trainerin – ich bin dort Teil des Teams. Große Emotionen und wie du damit umgehen kannst, gehören zu unseren Coachings, Trainings und Ausbildungen dazu – deswegen liest du diesen sehr persönlichen Artikel von mir dort: Der Tod ist ein Arschloch

Ich habe aufgeschrieben, wie es für mich war, mit meiner Mutter über die ganz handfesten Dinge zu reden, die irgendwann nach dem Tod eines Menschen entschieden werden müssen: Sarg oder Urne? Wer kommt zur Trauerfeier? Was steht auf dem Grabstein? Und wie ich darauf gekommen bin, dass eigentlich etwas anderes viel wichtiger war als die Antworten auf diese Fragen.

Es geht um den Kloß im Hals, um meine komplette Überforderung als Tochter, um Trauer, Verzweiflung und Wut. Und darum, was geholfen hat, all das zu überwinden – und für dich vielleicht auch hilfreich sein könnte. Um den ganzen Artikel zu lesen, klick auf den Button!

9 Kommentare

  1. Danke für diesen wichtigen und sehr hilfreichen Artikel. Ich tue mir noch schwer, bei meiner nörgelnden Mutter – bei allen nörgelnden Personen (inklusive mir) – ruhig zu bleiben. Zu oft kommt noch das kleine Mädchen dazu. Aber ich arbeite dran. Und nun bin ich motiviert, das Thema Tod mit meinen Eltern zu besprechen.

  2. Liebe Djuke,

    wir hatten ein ähnliches Thema mit meiner Oma. Sie hat vor 1,5 Jahren schon mal ihr Erbe festgelegt und wir sollten aussuchen, was wir später haben wollen. Meine Eltern bereiten jetzt auch schon mal vor. Ich finde es voll wichtig, sachlich darüber zu sprechen, wenn es noch geht. Gerade, wenn es mehrere Geschwister gibt.
    Ich sehe in meinem Umfeld immer wieder wie krass die Geschwister auseinander brechen, sobald es darum geht – vor allem um den Nachlass. So traurig eigentlich.
    Danke, dass du über dieses Thema schreibst und ich hoffe, dass viele das lesen werden! Tod gehört zum Leben dazu, ob man nun will oder nicht. 🙃

    Liebe Grüße
    Danielle

  3. Liebe Djuke,
    dein Beitrag berührt mich sehr, und ich habe fast Tränen in den Augen, weil ich dieses Gespräch mit meiner Mama nicht führen konnte, denn sie starb viel zu früh und plötzlich.

    Was ist bei mir hängen geblieben? Dieser Satz von dir:
    „In diesem Gespräch geht es nicht um mich.“ Dieses Mantra trägt mich.

    Und das ist glaube ich für mich das wesentliche von all dem Wahren und Berührenden, das dein Beitrag enthält. Den Fokus auf den anderen lenken und dort halten hilft, Gefühle wie Wut, Trauer und Hilflosigkeit zu bewältigen ubd in konstruktive Bahnen zu lenken.
    In meiner kleinen Familie haben wir schon oft mit den Kindern über unsere Wünsche gesprochen: Am wichtigsten ist mir, dass ich alle Organe spenden möchte, verbrannt und am liebsten verstreut oder in einem Friedwald bestattet werde. Den Rest darf meine Familie entscheiden, denn ich finde, auch sie müssen mitentscheiden und nicht nur ausführen dürfen.
    Hilfreich fände ich noch, wenn du uns auch teilhaben lässt an deiner Frageliste, die du so gut vorbereitet hast.
    Danke für diesen wertvollen Beitrag!
    Herzliche Grüße von
    Nicole

    1. Liebe Nicole, wow – wie gut, dass ihr bei euch in der Familie so offen übers Sterben sprechen könnt. Und dass du dir schon jetzt deine Gedanken zum Thema Beerdigung gemacht hast.

      Ich hatte tatsächlich überlegt, ob ich die Fragen hier im Artikel noch aufnehme, aber das war mir dann zu viel, zu weit weg von dem, um was es mir ging: ums Gefühl. Aber es ist eine gute Anregung. Das verblogge ich dann demnächst mal und setze einen Link 🙂

      Ganz vielen Dank, dass du mich an deinen Gedanken und deinen Erfahrungen hast teilhaben lassen!

      LG, Djuke

  4. Hallo liebe Djuke, toll von deiner Mutter, dass sie die Initiative ergriffen und euch Schwestern um ein Gespräch gebeten hat. Und schön, dass du dieser Einladung gefolgt bist. Jetzt könnt ihr viel sicherer sein, dass das Begräbnis, wenn es einmal soweit ist, im Sinne eurer Mutter ist. Das ist doch wunderschön.
    Liebe Grüße
    Lena

    1. Liebe Lena, ja, es ist gut zu wissen, was meiner Mutter wichtig ist an ihrer Beerdigung. Es sind zwar viele Antworten offen geblieben, aber das ist nicht schlimm. Ich weiß ja, dass ich die Fragen gestellt habe. Damit ist jede Entscheidung, die wir zu diesem offenen Detail treffen, die richtige. Sehr befreiend!

  5. Danke Djuke, was für ein wertvoller Artikel. Der Tod wird oft ausgeblendet, nicht wahrgenommen und selten wird über ihn ganz konkret gesprochen, so wie du es in deinem Artikel beschreibst. Dabei ist er doch das einzig Sichere in unserem Leben. Das Einzige, von dem wir wissen, dass es sicher passieren wird. Auch wenn er ein Arschloch ist wie du schreibst … Unsterblichkeit ist auch keine gute Alternative. Liebe Grüße Romy

    1. Ja, die “Arschloch”-Haltung ist nicht sehr erwachsen 😉 Ich hab noch keinen Frieden damit geschlossen, dass meine Mutter bald stirbt. Aber ich hab einen Schritt drauf zu gemacht auf das, was ganz sicher passieren wird.
      Der Tod ist das einzig sichere im Leben- das ist ein schöner Satz. Fast schon tröstlich. Danke dafür, Romy!

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