Glaubenssätze sind Lebensregeln, die Menschen für wahr halten. Als persönliche Theorien, warum etwas so und nicht anders ist, sind sie Grundlage des alltäglichen Handelns. Sie sind Interpretationen und Verallgemeinerungen aus früheren Erfahrungen und können uns entweder hilfreiche Orientierung geben im Leben oder uns blockieren.
Es gibt verschiedene Ebenen, über die du Glaubenssätze entwickelst:
- über dich selbst, z. B.: “Ich bin liebenswert.”, “Ich kann nicht gut mit Technik umgehen.”
- über andere Personen, z. B.: : “Meine Schwester hat es leichter im Leben als ich.”, “Die anderen lästern über mich.”
- darüber, wie die Welt ist oder sein sollte, z. B.: “Geld verdienen ist schwer.”, “Menschen sollten kein Fleisch essen.”
Glaubenssätze sind Wahrnehmungs-Filter
Glaubenssätze sind Wahrnehmungs-Filter, die unsere Reaktion auf äußeres Geschehen beeinflussen. Ein Wahrnehmungs-Filter ist wie eine Brille, durch die du die Welt siehst. Wenn du verliebt bist, ist alles rosarot. Du blendest den Alltag aus und bemerkst nur die wundervollen Dinge an deinem Partner oder deiner Partnerin, denn der wichtigste Glaubenssatz in deinem Leben ist gerade “Diese Person ist perfekt.”
Glaubenssätze tendieren dazu, sich immer wieder selbst zu bestätigen (als self fulfilling prophecy), denn du verarbeitest überwiegend Sinnesreize, die zu deinem Glaubenssatz passen. Egal, ob du glaubst, dass heute ein guter Tag wird oder ein mieser: Du wirst in jedem Fall Recht haben.
Ein Glaubenssatz ist wie ein innerer Leuchtturm
Glaubenssätze können uns wie ein innerer Leuchtturm den Weg in einem unbekannten Territorium weisen, können Heimat bedeuten wie eine bekannte Sehenswürdigkeit deiner Stadt. Das ist die Stärke und gleichzeitig auch die Schwäche von Glaubenssätzen.
Stell dir vor es ist dunkel und du bist in einem Gebiet unterwegs, in dem du noch nie warst. Weit entfernt vor dir siehst du den Lichtstrahl von einem Leuchtturm, von dem du genau weißt, wo er steht. Er scheint zu rufen: “Komm her!” Und du kommst ins Grübeln. Eigentlich wolltest du doch neues Territorium entdecken, aber… der Leuchtturm strahlt den Weg gut aus, so dass du dir sicher bist, nicht zu stolpern oder in Gefahr zu geraten. Und du weißt ganz genau, was dich bei deinem Leuchtturm erwartet – eine richtig schöne Ecke, in der du es dir gemütlich machen kannst. Hach!
Einen Nachteil hat es aber, wenn du dich im Lichtkegel des Leuchtturms bewegst: Das Licht blendet dich, und du bist blind für alles, was außerhalb des Lichtstrahls liegt. Das ist der Punkt, an dem unsere Glaubenssätze uns im Weg stehen können. Wer dem Licht folgt, ist in Sicherheit. Allerdings erfährst du auch nicht, welche wunderbaren Orte es außerdem noch gibt.
Wirkung von Glaubenssätzen
Ein großer Anteil der Persönlichkeitsstruktur eines Menschen wird durch seine Glaubenssätze bestimmt und sie drücken sich in beinahe jeder Entscheidung aus. Es gibt zwei wichtige Wirkungen von Glaubenssätzen: unterstützend oder blockierend. Die Bewertung, ob ein Glaubenssatz unterstützend oder blockierend ist, liegt ausschließlich bei der Person, die diesen Glaubenssatz hat.
Unterstützende Glaubenssätze
Die meisten Glaubenssätze in unserem Leben zählen zu den unterstützenden Glaubenssätzen. Unsere unterstützenden Glaubenssätze geben uns Orientierung in der Welt und ermöglichen uns, angemessen auf das zu reagieren, was in und um uns herum geschieht. Dazu könnten zum Beispiel gehören “Ich kann gut kochen.”, “Lernen macht Spaß.”, “Meine Freundin sagt mir die Wahrheit.”, “Demokratie ist eine gute Staatsform.”
Es ist interessant, aber nicht notwendig, die eigenen positiven Glaubenssätze zu kennen. Es kann aber unterstützend wirken, sich in stressvollen Situationen die eigenen positiven Glaubenssätze wie eine Art Mantra zu sagen, etwa “Ich schaffe das!” (vor einer anspruchsvollen Aufgabe) oder “Mein Kind wird gut versorgt in der Kita” (gegen das schlechte Gewissen arbeitender Eltern).
Mein eigener, liebster positiver Glaubenssatz wurde übrigens durch meine vielen Jahre in Köln geprägt: “Et hätt noch immer jot jejange!“
Blockierende Glaubenssätze
Neben den unterstützenden Glaubenssätzen gibt es auch blockierende Glaubenssätze. Diese negativen inneren Überzeugungen hindern dich daran das zu tun, was du eigentlich so gern tun möchtest. Du merkst, dass du dir selbst im Weg stehst, kannst aber nicht genau sagen, woran es eigentlich liegt. Solche einschränkenden Glaubenssätze können uns auch dabei blockieren, so zu sein wie wir “eigentlich” sind.
Weit verbreitete blockierende Glaubenssätze sind zum Beispiel
- “Ich bin nicht genug.”
- “Ich gehöre nicht dazu.”
- “Ich habe Glück nicht verdient.”
- “Das klappt sowieso nicht.”
- “Das kann ich nicht.”
Unsere wichtigsten Glaubenssätze haben wir häufig so sehr in unser Leben integriert, dass sie uns nicht bewusst sind. Besonders gravierend ist das bei blockierenden Glaubenssätzen. Wenn wir nicht verstehen, was uns tief im Inneren daran hindert, etwas Bestimmtes zu tun, fehlt der Ansatz, diesen Zustand zu ändern.
Eine der zentralen Aufgaben im Coaching ist es daher, verborgene (blockierende) Glaubenssätze ans Licht zu bringen. Wenn ein bisher unbewusster Glaubenssatz bewusst wird, kann die Veränderungsarbeit beginnen.
Glaubenssätze sind limbisch, nicht logisch
Glaubenssätze werden unbewusst geformt, in unserem limbischen System. Das ist der Teil unseres Gehirns, der fürs Verarbeiten von Emotionen zuständig ist. Glaubenssätze sind limbisch, nicht logisch, und können deswegen auch nicht mit Logik entkräftet werden. Dazu eine kleine Geschichte, die auf den US-amerkikanischen Psychologen Abraham Maslow zurück gehen soll:
Ein Patient hat die Wahnvorstellung, eine Leiche zu sein und nimmt deshalb keine Nahrung mehr zu sich.
frei nach Robert B. Dilts (1998): Identität, Glaubenssysteme und Gesundheit. Höhere Ebenen der NLP-Veränderungsarbeit, S.36 ff.
Seine Therapeutin fragt ihn: “Bluten Leichen?” – “Nein, sie sind blutleer”, antwortet der Patient. Die Therapeutin ist begeistert: “Dann kann ich dir beweisen, dass du keine Leiche bist.” Sie sticht den Patienten in den Finger, und es quillt ein Tropfen Blut heraus.”Oh!” ruft der Patient erstaunt. “Leichen bluten doch!”
Entstehung von Glaubenssätzen
Wir leiten unsere Glaubenssätze aus unseren Erfahrungen ab. Erfahrungen sind Sinnesreize, die unser Gehirn zu einer Geschichte gebündelt hat. Je intensiver die Gefühle sind, die wir mit einer Erfahrung verbinden, desto besser erinnern wir uns an sie. Ebenfalls wird wahrscheinlicher, dass wir aus dieser emotional aufgeladenen Erfahrung einen oder mehrere Glaubenssätze abgeleitet haben.
Glaubenssätze entstehen…
- durch Wiederholung. Wenn du immer wieder dasselbe wahrnimmst (in Gesprächen, Nachrichten, Social Media) oder es dir immer wieder selbst sagst, leitest du daraus irgendwann eine Regel ab.
- durch Autoritäten, zum Beispiel Eltern, Lehrkräfte, Vorgesetzte, Dozent:innen, Celebrities
- in Prägungssituationen mit starken Gefühlen. Hier wird ein einmaliges Erlebnis zu einem oder mehreren Glaubenssätzen generalisiert.
Blockierende Glaubenssätze verhindern schöne Erfahrungen
Wenn ein Glaubenssatz aus einer Prägungssituation entsteht, ist das eine Verallgemeinerung eines Einzelfalls. Selten eine gute Idee, denn ein Einzelfall ist eben, wie der Name schon sagt: ein einzelnes Ereignis. Daraus eine allgemein gültige Regel abzuleiten, kann uns in vielen Lebenssituationen blockieren.
Vielleicht hast du mal mit einem Menschen in einer romantischen Beziehung zusammen gelebt. Irgendwann habt ihr euch nur noch gestritten, vor allem drüber, wie aufgeräumt eure Wohnung sein soll. Ihr habt euch getrennt, schon vor Jahren. Inzwischen bist du glücklich in einer neuen Beziehung. Ihr liebt euch, aber eine gemeinsame Wohnung ist für dich eine Horrorvorstellung. Der Grund könnte sein, dass dein Gehirn aus der Einzelerfahrung der vorigen Beziehung einen allgemeinen Glaubenssatz gebildet hat. Ohne, dass du es bewusst merkst, signalisiert es dir: „Zusammen ziehen zerstört die Liebe.“
Das ist nur ein Beispiel von vielen dafür, wie mächtig Glaubenssätze sein können. Und wie ein blockierender Glaubenssatz dich um schöne Erfahrungen bringt, ohne dass du es bewusst steuern kannst.
Arbeit mit Glaubenssätzen im Coaching
Wenn du zu mir ins Coaching kommst, weil du etwas in deinem Leben verändern möchtest, landen wir wahrscheinlich irgendwann bei einem Glaubenssatz, der dich blockiert. Wenn du diesen Glaubenssatz loswerden willst, ist das Ziel im Coaching: Du stellt für dich innerlich fest “das ist alles nur in meinem Kopf!” Danach bist in der Lage das zu tun, was du dir so sehr wünschst: Vielleicht überwindest du eine Angst, kannst endlich eine Entscheidung treffen oder dir selbst etwas aus der Vergangenheit verzeihen.
Diese Erkenntnis kannst du nicht durch rationales Denken erreichen, denn Glaubenssätze sind nicht logisch. Wir arbeiten daher daran, dass du im liebevollen Kontakt mit dir selbst eine tiefere Einsicht in deine unbewussten Gedanken bekommst. So kannst du die Nachrichten empfangen, die dir deine Gefühle mitteilen möchten, siehst auf einmal klar die Lösung oder hörst vielleicht deine innere Stimme, die schon so lange versucht, dir Botschaften zu senden.
Um dich in diesem Prozess zu unterstützen, wende ich verschiedene Methoden an, unter anderem Reframings, Perspektivwechsel und “The Work” von Byron Katie.
Die Arbeit mit Glaubenssätzen liegt mir sehr am Herzen. Ich freue mich darauf, dich im Coaching bei deinem Veränderungsprozess zu begleiten!
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