Ich schreibe für mein Leben gerne und meistens fließen die Worte auch flüssig vom Gehirn in die Hand. Aber manchmal ist diese Verbindung gestört, und ich erlebe eine Schreibblockade, die ich gern möglichst zügig überwinden möchte. Um buchstäblich Bewegung in die Sache zu bringen, mache ich in solchen Fällen meinen Schatzkisten-Spaziergang und hole mir Inspiration aus der Natur.
Der Schatzkisten-Spaziergang ist ein Format zum Selbst-Coaching. Du schickst dabei deinen Verstand für eine Weile in die Pause, so dass du Zugriff auf die ganzen Ideen hast, die sich in deinem Unbewussten verstecken.
Die Methode eignet sich für Schreibblockaden in allen Bereichen: Blogartikel, Newsletter, die Einleitung der Bachelor-Arbeit, wissenschaftliche Publikationen, der Projektbericht im Job, … Dein Thema kann konkret oder verschwommen sein, du wirst in jedem Fall eine neue Perspektive darauf bekommen.
Los geht’s!
1. Bereite den Spaziergang vor und nimm deine Schreibblockade mit
Schreib auf einem Zettel auf, welche Schreibblockade du überwinden möchtest. Am besten formulierst du eine Frage, für die du eine Antwort suchst, zum Beispiel: „Was schreibe ich im Abstract meiner Master-Arbeit?“
Nimm dein Thema mit auf den Spaziergang, aber lass den Zettel währenddessen verborgen. Als nächstes brauchst du eine “Schatzkiste”, die du mit auf den Spaziergang nimmst – das kann tatsächlich eine kleine Kiste sein oder auch einfach ein Stoffbeutel.
2. Geh auf Schatzsuche in der Natur
Mach einen Spaziergang in deiner Umgebung. Lass alle Ablenkungen zu Hause und den Zettel mit der Schreibblockade versteckt in deiner Tasche. Nimm die Natur mit allen Sinnen wahr. Was siehst du? Was hörst du? Welche Gerüche nimmst du wahr, wie fühlt sich die Luft an?
Sammle auf dem Weg Gegenstände ein, die dir auf irgendeine Art auffallen, und steck sie in deine Schatzkiste. Insgesamt solltest du am Ende etwa zwanzig Schätze aus der Natur haben.
Um deine Sinne zu schärfen, empfehle ich dir, vier Schätze zu suchen, die jeweils eine der folgenden Eigenschaften haben: hart, zart, groß, klein.
3. Pack deine Schätze aus
Hol nacheinander jeden Gegenstand aus deiner Schatzkiste und nimm ihn mit all deinen Sinnen wahr: Welche Farben hat er, wie fühlt er sich an, was riechst du? Raschelt er vielleicht zwischen deinen Fingern? Breite alle Schätze vor dir aus und lass es als Gesamtbild auf dich wirken.
4. Wähl fünf Schätze
Erinnere dich an dein Thema, zu dem du deine Schreibblockade überwinden willst. Du kannst dazu den Zettel hervorholen, auf dem du in Schritt 1 deine Frage notiert hast. Mit dieser Frage im Hinterkopf wähl fünf Schätze aus, die dich besonders ansprechen. Du brauchst nicht zu wissen, warum du genau diese fünf ausgewählt hast.
Im Beispiel siehst du, dass in meiner Auswahl die vier Kategorien “hart, zart, groß, klein” aus Schritt 2 dabei sind. Du kannst dieser Leitlinie folgen, kannst aber auch andere Schätze wählen. Jede Wahl ist richtig. Gib deiner Auswahl eine Überschrift: Welche Eigenschaft fällt dir ganz spontan als erstes zu dem jeweiligen Gegenstand ein?
5. Notier dir Assoziationen
Nimm dir für jeden Schatz einen Zettel und schreib auf: Was fällt dir noch zu dem Gegenstand oder zu der notierten Haupt-Eigenschaft ein? Und was danach? Es sollten mindestens 5 Assoziationen sein. Je mehr, desto besser.
6. Verbinde die Assoziationen mit deinem Thema
Schau dir die Assoziationen zu den ausgewählten Schätzen an. Wie sind die mit deinem Anliegen verbunden, zu dem du die Schreibblockade überwinden willst? Bleib dicht an den aufgeschriebenen Eigenschaften – wo und wie finden die sich bei deinem Thema?
Ich habe mich zum Beispiel bei der Arbeit an meiner „Über mich“-Seite gefragt:
- Was ist der harte Kern? (Ich hatte schon immer Talent zum Schreiben.)
- Wo bin ich verzweigt? (Ich teste ständig neue Podcasts aus, höre mal diesen, mal jenen.)
- Wann fahre ich meine Stacheln aus? (Homophobie macht mich wütend.)
7. Fang an zu schreiben und trickse deine Schreibblockade aus
Schreib die Verbindungen zwischen den Assoziationen und deinem Thema auf, am besten handschriftlich. Notier alles, was dir durch den Kopf geht, ohne innere Zensur. Es muss nicht schön formuliert sein, Stichpunkte reichen.
So wird aus der Schatzkiste der Natur eine Schatzkiste an neuen Gedanken zu deinem Thema, die dir hilft, deine Schreibblockade zu überwinden.
Vermutlich hast du dein Thema aus ganz neuen Blickwinkeln gesehen und interessante Details entdeckt, die dir vorher nicht in den Kopf gekommen sind. Mit diesen neuen Erkenntnissen kannst du jetzt an deinen Text setzen, deine Ideen runterschreiben und einfach an deiner Schreibblockade vorbei texten.
Viel Spaß! Und wenn du den Schatzkisten-Spaziergang ausprobierst, erzähl mir gern, wie es war.
Ist die Schreibblockade Dauergast bei dir? Ein Coaching kann helfen!
Der Schatzkisten-Spaziergang ist eine gute Methode, um durch Selbst-Coaching eine temporäre Schreibblockade zu überwinden. Manchmal sitzt etwas quer im Kopf, das sich durch einen Perspektivwechsel leicht lösen lässt.
Falls du dich dauerhaft beim Schreiben blockiert fühlst, vielleicht Dinge monate- oder sogar jahrelang vor dir herschiebst, steckt etwas Komplexeres dahinter. Häufig hindert uns eine Schreibblockade daran, etwas abzuschließen – die Master-Arbeit, den Lebenslauf für die Bewerbungsunterlagen, das neue Online-Angebot, … Die Folge: auch der Neuanfang, also das, was danach kommt, kann auch nicht geschehen. Irgendetwas hindert dich daran, diesen Schritt zu gehen. Aber was? Und wie kann es dir doch gelingen?
Ein Coaching bei mir kann dir helfen, das größere Thema hinter deiner Blockade zu erkennen und zu lösen, um wieder flüssig und frei zu schreiben.
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