Monatsrückblick Januar 2024 – einarmiger Start ins neue Jahr

Rauhnächte zelebrieren - Gesteck mit Kerzen

Ende Dezember bin ich mit dem Fahrrad gestürzt. Ein echtes Missgeschick. Niemand außer mir war beteiligt. Ich bin einfach ungeschickt umgekippt und wusste sofort, dass das mehr als ein blauer Fleck ist.

Ich habe mir an zwei Stellen Knochen im linken Ellenbogen gebrochen. Ziemlich Aua. Und macht den Alltag ziemlich umständlich, da ich eine sehr sperrige Schiene tragen muss. Immerhin kein fester Gips, halleluja!

Meine Verletzung dominiert den ganzen Januar. Ich bin krank geschrieben und bewege mich im Schneckentempo durch meinen Alltag. Trotzdem begleite ich Mitte Januar als Facilitatorin eine Open-Space-Konferenz am ifapp. Dieses Event bereite ich seit Monaten vor und setze alle Hebel in Bewegung, damit ich dabei sein kann. Eine gute Übung, um nach Hilfe zu fragen, Hilfe anzunehmen und konkrete Ansagen zu machen. Damit delegierte aufgaben so erledigt werden, wie ich es im Sinn habe.

Außerdem im Angebot: Eine Auswertung meines allerersten Rauhnächte Rituals. Ich habe Wünsche verbrannt, Orakelkarten gezogen und war sehr viel in der Berliner Stadtnatur unterwegs. Schön war’s!

Der Rückblick ist etwas lang geraten. Das liegt, glaube ich, daran, dass ich diesen Artikel nicht tippe, sondern diktiere. Und zwar meinem Handy. Dabei fällt es mir viel schwerer als beim “echten” schreiben, mich kurz zu fassen. Gesprochenes Wort ist halt weniger pointiert als das Geschriebene. Ich freu mich schon sehr darauf, wenn ich endlich wieder vernünftig mit zwei Händen am Laptop tippen kann. Aber das dauert noch ein paar Wochen.

Komplizierter Bruch im Ellenbogen

Mein Robo-Arm und ich

Nach meinem Fahrradsturz geht es in die Notaufnahme. Das Röntgen ergibt: ist ein komplizierter Bruch an zwei Stellen innerhalb des linken ellenbogen-Gelenks. Und in einem Bruch waren die Knochen außerdem verschoben. Es war länger nicht klar, ob ich operiert werden muss oder nicht. Lucky me: Alles heilt, wie es soll. Keine OP nötig. Dafür Geduld, Geduld, Geduld. Eine meiner leichtesten Übungen… (wenn ich mir das oft genug sage, glaube ich mir das vielleicht irgendwann selbst).

Zusammenfassung: So geht es mir in der ersten Januarwoche.

Seit Anfang Januar trage ich deswegen eine sehr Schiene am linken Arm. Freundinnen nennen mich nur noch “Robo-Djuke”, “7-Millionen-Dollar-Frau” oder auch “Bionic Woman”…

Die Schiene ist so angenehm zu tragen, wie so eine Schiene halt zu tragen ist. Denn sie tut was sie soll: Sie erlaubt Bewegungen, die das Gelenk mobilisieren. Sie verhindert Bewegungen, die dem Gelenk schaden könnten. Das sind bedauerlicherweise die allermeisten.

Neue Wege in der Schmerztherapie

Richtig fiese und dauerhafte Schmerzen habe ich zum Glück nur in den ersten 2 Wochen. Anfangs nehme ich Schmerztabletten. Dann schlägt mir eine liebe Bekannte eine für mich ungewöhnliche Alternative vor: ätherische Öle.

Sie drückt mir 2 kleine Fläschchen in die Hand, eines mit Weihrauch-Öl, das andere mit Copaiba. Ersteres kenne ich immerhin aus Räuchergefäßen in katholischen Kirchen, “Copaiba” hingegen muss ich erstmal googeln. Es ist ein Harz von Bäumen aus Südamerika. Beide Öle sollen stark entzündungshemmend wirken.

Ich bin skeptisch, aber auch neugierig und reibe meinen Ellenbogen mit den Ölen rein. Das Risiko ist ja übersichtlich. “Schlimmstenfalls” merke ich halt nichts davon. Aber ich werde überrascht: Ab der ersten Anwendung brauche ich keine Schmerztabletten mehr, um gut durch den Tag zu kommen. Krass!

Ständig ein leerer Akku

Wovon ich auch überrascht bin: die chronische Erschöpfung, die sich durch die Verletzung über mich legt. Anfangs denke ich noch: “Naja, ein Bruch im Ellenbogen. Macht den Alltag kompliziert, aber wird schon gehen. Nächste Woche kann ich doch sicher wieder arbeiten.”

Denkste! Tatsächlich ist es so, dass mein Körper 90% der Energie in den linken Ellenbogen schickt. Ich fühle mich an den meisten Tagen wie ein Handy mit kaputtem Akku. Wenn ich auf dem Sofa sitze und nicht viel mehr tue als zu atmen, fühle ich mich ziemlich fit. Sobald ich aber irgendeine Aktivität in Betracht ziehe – Geschirr abwaschen, irgendwas am Laptop tippen, unter die Dusche gehen,…. – und mich damit aus meiner “Ladestation” raus stöpsele, sinkt mein Energielevel rapide auf Null.

Ich schwör: So hab ich mir meine Knochen nicht gebrochen!

Ich muss deswegen sehr mit meinen Reserven haushalten und Überlegungen anstellen wie “Kann ich heute spazieren gehen, oder brauche ich meine Energie für den Haushalt?” Mitte Januar bin ich abends zu einem Geburtstag einer Freundin eingeladen. Da möchte ich wirklich gerne hin. Damit das gelingt, und ich auch genug Energie für die Fahrt im ÖPNV dorthin habe, mache ich den ganzen Tag – nichts.

Mit Kreativität durch den Alltag wurschteln

Mit nur einem funktionierenden Arm ist der Alltag plötzlich sehr kompliziert. Das allermeiste, was sonst automatisch abläuft, funktioniert nicht mehr wie vorher. Das fängt beim Duschen und Anziehen an, geht weiter bei “Käse aufs Brot legen”, Geschirr spülen und Wäsche aufhängen. Und hört längst nicht auf beim Tippen am Laptop, Busfahren oder Telefonieren.

Duschen und Anziehen geht – irgendwie. Vor allem wahnsinnig langsam,… Vom Aufstehen bis sauber und angezogen am Frühstückstisch Sitzen brauchte ich bisher etwa 20 Minuten. Jetzt über eine Stunde.

Etwas Vernünftiges zu Essen zuzubereiten, wird zur Herausforderung. Morgens gibt es Porridge mit Apfel, mittags Käsebrot mit Gurke und Radieschen und abends meistens ein Fertiggericht, weil die Energie nicht zum Kochen reicht. Ich habe noch nie so viele Konservendosen mit Eintöpfen oder Tiefkühlgerichte gegessen, wie in diesem Monat… Meine Erfahrung: Chilli sin Carne ist ziemlich ok, aber Finger weg von fertigem Erbsen-Eintopf, der geht gar nicht.

Mein Dosenöffner ist für die einarmige Bedienung nicht geeignet. Aber mit Füßen, Fußboden und gezieltem Hammereinsatz komm ich doch ans Essen.

Da ja nur mein linker Arm verletzt ist und nicht mein Kopf, dachte ich, dass Arbeiten am Laptop ja irgendwie möglich sein müsste. Schließlich habe ich ja noch einen zweiten Arm, mit dem ich tippen könnte. Ich habe aber nicht damit gerechnet, wie anstrengend die damit verbundene Körperhaltung ist.

Auch hierfür habe ich eine neue Lösung gefunden: die Diktierfunktion meines Handys. Längere Texte, wie auch diesen Blogartikel, diktiere ich inzwischen. Die Spracherkennung funktioniert erstaunlich gut, nur die Zeichensetzung, damit hapert’s. Es gibt trotzdem noch viele Dinge, die ich einarmig am Laptop nacharbeiten muss. Alle 30 Minuten muss ich eine längere Pause einlegen.

Für das allermeiste habe ich also eine neue Lösung gefunden, wie ich die Aufgabe erledige. Bei einigen Sachen muss ich aber trotz Motivation und Ideenreichtum kapitulieren: Bett beziehen, Wohnung putzen und Zwiebeln schälen gehören zum Beispiel dazu. Und der Aufbau der Open-Space-Konferenz, die ich konzipiert habe und seit Monaten plane.

Der Topf ist zu schwer,um die Kartoffeln mit einem Arm abzugießen. Also schöpfe ich sie raus.

Einfach mal nichts tun: einarmige Begleitung eines Open Space

Am 20. Januar haben wir am ifapp (Institut für angewandte positive Psychologie) zu einer Open Space-Konferenz eingeladen. Der Titel: “1 + 1 = 3. Gestalte deine ifapp-Community!”. Die Idee dazu hatte ich letztes Jahr im Sommer, in der konkreten Vorbereitung dafür bin ich seit 3 Monaten. Und jetzt häng ich wie ein Schuck Wasser in der Kurve mit gebrochenem Arm auf dem Sofa, das Energielevel gern mal im Negativ-Bereich.

Aber in mir regt sich Widerstand. Ich will diesen Open Space unbedingt als Facilitatorin begleiten. Also finde ich Lösungen, wie das auch mit halber Kraft gelingen kann. So setzt sich die setzt sich die facilitative Haltung “einfach mal nichts tun” ganz automatisch um…

Mit nur einem funktionierenden Arm war zum Beispiel physisch einfach nicht in der Lage, bestimmte Dinge zu tun. Hast du schon mal versucht, einarmig ein Kärtchen an einer Metaplanwand anzupinnen? Nur zu empfehlen, wenn du eine Slapstick-Einlage zur allgemeinen Erheiterung einbauen möchtest.

Ich brauchte also wahnsinnig viel Unterstützung und hab sie mir organisiert. Es war nicht einfach, bei der Vor- und Nachbereitung buchstäblich die Hände in den Schoß zu legen und alles an praktischen, operativen Tätigkeiten zu delegieren. Aber es ging! Eine gute Übung in Sachen Führung und eine schöne Erfahrung, was alles mit einem zupackenden Team möglich ist.

Interessant war auch, dass ich dabei das Gefühl hatte, nicht genug zu tun. Wenn ich keine Stühle durch die Gegend trage oder Workshopräume vorbereite, tue ich offensichtlich in meiner Welt nicht genug, damit eine Veranstaltung gelingt.

Wir eröffnen den Open Space mit allen fünf aus dem ifapp-Team. Dann übernehme ich die Begleitung.

Ich war am Ende des Tages natürlich fix und alle. Aber es war sehr, sehr großartig. Ich hab’s geliebt, die Teilnehmenden durch den Tag zu führen, Struktur zu geben, Stille zu halten. Und dass ich nur mit halber Kraft da war, hat dem Erfolg des Open Space keinen Abbruch getan. In der Schlussrunde war oft zu hören, dass Teilnehmende einen richtig guten Tag hatten.

Soviel zur Meta-Ebene dieses Events. Die Ergebnisse des Tages liest du im Blog vom ifapp – Institut für angewandte Positive Psychologie

Durch die Rauhnächte in Verbindung zur Natur

Sagt dir das Stichwort “Rauhnächte” etwas? Mir nicht – zumindest nicht bis Mitte Dezember letztes Jahr. Die Rauhnächte sind die Zeit “zwischen den Jahren”. In diesen Tagen ist angeblich die Verbindung zur “Anderswelt” besonders durchlässig. Es soll eine gute Zeit sein, mit sich selbst in Kontakt zu kommen, zu reflektieren und zu orakeln.

Klingt esoterisch und ist damit so gar nicht meine Welt, denke ich. Aber meine Freundin Patricia liebt dieses Ritual und bietet an, eine kleine Gruppe durch diese Zeit zu leiten. Ich bin zwar skeptisch, aber auch neugierig und vertraue Patricia. Deswegen nehme ich mir in den Tagen zwischen dem 24. Dezember bis zum 6. Januar täglich Zeit für die Aufgaben und Impulse, die sie uns per Whatsapp anbietet.

Ich habe mich selbst überrascht! Ich hatte richtig Spaß an der Sache und bin wirklich tief eingetaucht. Das Rauhnachts-Ritual und meine Bereitschaft, mich darauf einzulassen, hat mir meinen Heiligabend gerettet. Außerdem habe ich verwundert und erfreut festgestellt, wie viele Sagen, Mythen und Geschichten es rund um diese Zeit gibt. Ich habe ALLES gelesen 😉 Ein großartiger Zeitvertreib, dem ich auch mit gebrochenem Arm auf dem Sofa nachgehen konnte.

And I did it all: Ich habe zu Beginn 13 Wünsche aufgeschrieben und an jedem Abend einen davon verbrannt. Um diese 12 kümmert sich das Universum, um den letzten, den unverbrannten muss ich mich kümmern. Ich bin gespannt! Ich habe geräuchert, reflektiert, rituell Kerzen angezündet. Habe im Rauhnachtstagebuch meine Träume notiert, über die ich etwas für das kommende Jahr erfahren soll. Und war sehr aufmerksam für alle Ereignisse in der Natur. Manches hat für mich funktioniert, anderes nicht.

Hier verbrenne ich jeden Abend einen Wunsch am offenen Fenster.

Unerwartet viel Freude hatte ich am Orakeln. Vor allem, weil es heißt, man soll in diesen Tagen besonders intensiv auf die Natur gucken. Was dort passiert, soll Botschaften enthalten für das kommende Jahr. Also war ich jeden Tag, auch bei usseligstem Wetter, für einen längeren Spaziergang draußen. So intensiv habe ich mich noch nie mit der Stadtnatur verbunden – das möchte ich unbedingt den Rest des Jahres pflegen!

Es war außerdem sehr lustig, jeden Tag eine Orakelkarte zu ziehen. “Woodland Wardens” heißt mein Set an Orakelkarten, und es zeigt auf jeder Karte einen Begriff, ein Tier und eine Pflanze. Zu Tier und Pflanze habe ich jeden Tag intensiv recherchiert – und zwar über die Biologie hinaus. Welche Eigenschaften werden diesen Wesen zugeschrieben, welche Geschichten und Mythen sind damit verbunden, was bedeuten sie auf spiritueller Ebene?


Mein Rauhnachts-Mandala, gezeichnet auf dem Tablet. Es enthält die täglichen Orakelkarten, ein Detail aus einem Traum und Beobachtungen zum Wetter und anderen Naturphänomenen.

Dass meine linke Pfote in einer Schiene festgetackert ist, hat also ganz unerwartete Nebenwirkungen. Zum Beispiel war Schreiben sehr anstrengend. Deswegen habe ich eine andere Art der Dokumentation meiner Rauhnachts-Beobachtungen entdeckt: Ich habe gemalt. Oder eher gezeichnet. Und zwar digital, auf meinem Tablet. Im Sketchnote-Stil habe ich ein Rauhnachts-Mandala kreiert. Das war sehr meditativ, hat auch einarmig Spaß gemacht und siehr außerdem wunderschön aus. Finde ich.

Was im Januar 2024 sonst noch los war

  • Auswertung: das Rauhnachts-Orakel für Januar
    Meine Orakel-Karte für Januar zeigte den Begriff “Förderung”. Oh ja, ich brauchte sehr viel Förderung in diesem Monat. Alles im Alleingang zu machen, geht einarmig nicht. Außerdem war ein Stinktier (!) und eine Magnolie sbgebildet. Beide sollen für Schutz stehen. Kann ich auch finden: Trotz meiner Verletzung, die diesen Monat wie nichts anderes geprägt hat, war ich sehr geschützt. Ich hatte eine sehr gute medizinische Versorgung, eine Krankenversicherung, ein liebevolles Netz aus Freundinnen und Freunden, ein warmes und trockenes Zuhause,…
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  • Dauer-Warterei führt zu Hörbuch & Podcast-Rekord
    Im Januar habe ich insgesamt über 30 Stunden in Wartezimmern diverser Ärzte (jep, alles Männer) verbracht. Es waren neun Termine, und jeder davon bedeutet zwei mal ungefähr anderthalb Stunden im ÖPNV. Das sind insgesamt fast 60 Stunden leere Zeit. Und all das, ohne dass ich vernünftig ein Buch festhalten kann.
    Also höre ich exzessiv Harry Potter als englisches Hörbuch. Teil 3 zu Ende, Teil 4 komplett, Teil 5 fange ich an. Und Podcasts? Querbeet. Zum Beispiel “Psychologie to Go”, “SWR 2 Wissen”. “Verbrechen der Vergangenheit”, “Kraut im Ohr” (über Wildkräuter und ihre Verwendung), “Das Chaos und seine Kinder”(griechische Mythologie) und viele keltische Märchen rund um die Rauhnächte und den kommenden Frühling.

Was ich im Januar 2024 gebloggt habe

Ausblick auf Februar 2024

  • Ich hoffe sehr, dass mein Arm weiterhin gut heilt und ich ab Mitte Februar offiziell und ärztlich bestätigt wieder arbeitsfähig bin.
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  • Wenn das so passiert, unterstütze ich Mitte Februar eine große Behörde bei der Besetzung von drei wichtigen Führungspositionen. Wir haben für die Auswahl ein sehr besonderes Assessment Center konzipiert, dessen Durchführung ist begleite.
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  • Ich konzipiere einen Kurs zum Storytelling. Arbeitstitel “Business Storytelling – Geschichten, die wirken.” Es soll ein Präsenzkurs im ifapp werden.
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  • Ich versende den ersten Newsletter für das ifapp. Er erscheint am Rosenmontag, am 12. Februar. Und es geht um Löwen, rote Nasen, Masken – und was das alles mit NLP zu tun hat.
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