12 von 12, das heißt: 12 Bilder vom 12. Tag im Monat. Und plötzlich wird aus einem unspektakulären Tag ein ganz besonderer, weil ich meine Aufmerksamkeit auf die kleinen Dinge fokussiere.
Der 12. Juli 2024 ist ein Freitag und gleichzeitig der letzte Arbeitstag vor meinem Urlaub. Yay! Es ist ein typischer Sommertag für dieses Jahr: Ein Platzregen nach dem anderen, ab und zu Blitz und Donner, zweimal guckt kurz die Sonne raus. Die Luft ist stickig-schwül.
Ich gebe heute in Kreuzberg ein Coaching, danach versuche ich in Schöneberg etwas Wichtiges zu besorgen und am späten Nachmittag geht’s nach Hause nach Friedenau – Füße hochlegen und Urlaubsvorbereitungen.
Weil es ständig wie aus Eimern schüttet, lasse ich mein Fahrrad heute zu Hause und fahre mit den Öffis. So bleibe ich zwar (relativ) trocken, dafür muss ich jedes Mal ewig auf Bus oder Bahn warten: Mal ein Polizeieinsatz, dann funktioniert eine Weiche nicht, einmal sind Personen im Gleisbett und einmal werden wir informiert, dass wegen des hohen Krankenstands etwa die Hälfte der Bahnen ausfallen.
Hätte ich heute eine Spielkarte fürs Betriebsstörungsbingo bei der BVG dabei gehabt, ich hätte viele Kreuzchen machen können.
Komm, ich nehm dich mit durch meinen Tag!
#1 von 12 – Der große Innenhof, auf den ich von meinem Schlafzimmer gucke, sieht momentan aus wie ein Dschungel. Für Juli sind Bäume, Büsche und der Rasen erstaunlich grün. Na, für irgendwas muss ja dieses Wasser gut sein, was ständig von oben runterkommt! Auch jetzt, gegen 7 Uh in der Früh, haben die Wolken die Dusche aufgedreht. Leider ist das beruhigende Rauschen der Regentropfen auf dem dichten Blätterdach im Foto nicht zu hören.
#2 von 12 – Frühstück. Meine Geheimzutat für den besten Porridge aller Zeiten: frisch gemörserter Kardamom. Mein Gläschen im Gewürzregal ist leer, aber ich hab letzte Woche Nachschub gekauft und kann es auffüllen. Im Hintergrund ein Krug mit Zitronenwasser. Davon trinke ich jeden Morgen ein großes Glas, bevor ich irgendwas anderes mache. Ist quasi mein Kaffee. Aber in Zimmertemperatur. Und ohne Koffein.
#3 von 12 – Was gibt’s besseres als Porridge zum Frühstück? Porridge mit Erdbeeren! Ich vermute, das waren die letzten Erdbeeren für dieses Jahr. Im Mai und Juni ernähre ich mich quasi auf Erdbeerbasis, dafür hab ich ab Mitte Juli nicht mehr so richtig Lust darauf.
#4 von 12 – Ich muss quer durch die Stadt nach Kreuzberg für eine Coaching-Sitzung. Deswegen: ab in den Regen. Die Baustelle da ist fast direkt vor meiner Haustür und nervt. Weniger, weil die ganze Straße dazu gesperrt ist – ich fahr ja kein Auto. Zu Fuß oder mit dem Rad komm ich gut dran vorbei. Aber der Lärm könnte jetzt bald mal aufhören. Auf irgendeinem Schild stand, dass das ganze bis zum 12. Juli fertig sein soll. Also heute. Gloob ick nich.
#5 von 12 – Ich weiß, es ist ein Marketing-Trick, dass all dieses Obst und Gemüse vor dem Laden aufgebaut ist. Aber er wirkt! Jedes Mal, wenn ich an diesem Laden vorbeigehe, muss ich irgendwas kaufen. Heute: ein Eimerchen Blaubeeren. Naja. Gibt schlimmere Konsumsünden.
#6 von 12 – „Der Görli bleibt auf!“ – „Ein Zaun hilft nicht gegen Crack.“ Der „Görli“ ist der Görlitzer Park, eine große Grünfläche mitten in Kreuzberg. Und eine beliebte. Nicht nur bei Eltern mit Kindern oder Anwohner:innen, die da einfach ein bisschen chillen wollen. Sondern der Görli ist auch einer der Drogen-Hotspots in Berlin. Was wiederum alle, die keine Drogen konsumieren, weniger geil finden.
Solange ich denken kann, gibt’s Streit um den Görli. Der momentane Plan ist, dass der Regierende Bürgermeister den Park einzäunen und nachts abschließen will, um Dealer und Drogenabhängige zu vertreiben. Genau wie die Initiative „Görli zaunfrei“ glaube ich nicht, dass sich durch einen Zaun die Stimmung entspannt.
#7 von 12 – Beschriftete und unbeschriftete Kärtchen, diverse Stifte, ein halb geleerter Krug Wasser und mein Tablet – das ist das wunderbare Durcheinander nach dem Coachingtermin. Heute habe ich mit einem Klienten gearbeitet, der seine Geschäftsidee für eine mögliche Selbstständigkeit präzisieren wollte. Gemeinsam haben wir Struktur in seine wilden Gedanken gebracht.
#8 von 12 – Von der Coachingsitzung in die Wortspielhölle: „Haarspree“. Aua, aua, aua. Ich hab jedes Mal Schmerzen, wenn ich an diesem Friseurladen vorbeigehe. Ist aber kein Berliner Phänomen – diese Zunft quält Menschen in ganz Deutschland mit besonders, ähm, „kreativen“ Unternehmensbezeichnungen, wie eine Studie zu Friseurnamen zeigt
#9 von 12 – Von Kreuzberg aus mache ich mich auf Richtung Schöneberg. Per völlig überfüllter U-Bahn, auf die ich 20 Minuten gewartet habe, weil die BVG einen zu hohen Krankenstand hat, um den gewohnten Takt aufrechtzuerhalten.
Ich will im Akazienkiez in eine ganz bestimmte Papeterie, um fünf bis zehn Exemplare einer ganz bestimmten Sorte Clipboards zu besorgen. Die brauchen wir im ifapp regelmäßig für unsere Workshops und Inhouse-Trainings, aber irgendwie ist unser Vorrat in den letzten Monaten stark geschrumpft.
Ja, nee. Dü-dümm. Leider verloren: „AM FREITAG, 12.07. BLEIBT DAS PAPIERHAUS KRANKHEITSBEDINGT LEIDER GESCHLOSSEN.“
Mpf.
#10 von 12 – Unverrichteter Dinge stapfe ich durch einen erneuten Platzregen an die nächste S-Bahn-Station, um von Schöneberg nach Hause zu fahren. Diesmal warte ich wegen eines Polizeieinsatzes 20 Minuten auf die Bahn. Grrmpblmpfzzzz.
Zum vierten Mal heute steige ich in eine aus allen Nähten platzende Bahn mit subtropischen Klima, weil alle Menschen darin pro Minute einen halben Liter Kondenswasser produzieren: Unsere regennassen Klamotten verwandeln den Boden in ein Feuchtbiotop. Und der Schweiß, der aus allen Poren rinnt, schlägt sich an der Decke nieder und fließt innen an den Fensterscheiben runter.
#11 von 12 – Zu Hause leg ich erstmal die Füße hoch – immerhin habe ich ab jetzt Urlaub!!! Damit hängt auch die nächste Tätigkeit zusammen. Ich mache einen Rollgriff durch meinen Kühlschrank, sammele alles Gemüse ein, das ich finden kann und koche daraus einen großen Topf Pastasauce. Verschrumpelte Paprika, labberige Zucchini, Zwiebeln, die Hochsommer mit Frühling verwechseln und anfangen auszutreiben? Her damit!
#12 von 12 – Selbstverständlich kann ich das alles nicht auf einmal essen. Die Sauce wird püriert und noch heiß in Schraubgläser gefüllt. Dann hält sich das mehrere Wochen. Vielleicht auch länger, aber dazu hab ich keine empirischen Ergebnisse. Meine Resteverwertungs-Prä-Urlaubs-Pastasauce ist so lecker, die ist immer ziemlich fix weg, sobald ich wieder da bin.
Gute Nacht und bis zum nächsten #12von12!
Das Format “12 von 12” ist eine alte Blogging-Tradition. In der deutschsprachigen Blogging-Community wird das Format von Caroline Lorenz-Meyer über ihren Blog “Draußen nur Kännchen” gehostet.
Liebe Djuke,
dein 12. war wieder sehr unterhaltsam zu lesen, auch wenn dich der ÖPNV so genervt hat … Auch in Bonn fehlen Fahrer und funktionierende Technik, ein Graus. Am Freitag hab ich an dich gedacht: Im Eigelstein gibt’s was, das du magst – kennst du vielleicht schon?! Lies gerne in meinem Juli 12von12.
Liebe Grüße von Nicole
Liebe DJuke
Was nach so einem FÖJ so alles passieren kann
Danke für die erfrischende Kurzweil
Bei uns im Nachbardorf gibts Kopfsalat
Für die die sich in die haare
Hol di stiff
Was für ein Mistwetter! Es war wirklich so unerträglich schwülwarm. Ich wünsche dir für deinen Urlaub viel Sonne, damit du ihn richtig genießen kannst, woauchimmer es hingeht.
Alles Liebe
Kerstin
Liebe Djuke, die mini Monsuns habe auch Wilmersdorf heimgesucht. Wie gut, dass ich erst nachmittags aus dem Haus und über Pfützen springen musste. Das mit dem Kardamom ins Porridge werde ich mal ausprobieren, hört sich sehr lecker an, genau wie deine Resteverwertung. Super Idee. Liebe Grüße von Susanne
Liebe Djuke,
deine 12von12 sind immer so herrlich bunt und vielfältig! Die Plaubeeren und die Friseurnamen finde ich besonders wunderbar; in meiner Nähe kann ich mit Haarlekin und Haareszeit aufwarten.
Schön, von dir zu lesen!
Liebe Grüße, Silke